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Feierliches Gelübde der Pfarrei Gondenbrett

Ausarbeitung von Maria Braus, Gondenbrett,

veröffentlicht im Prümer Landboten 1/2019 des Geschichtsvereins Prümer Land

Alljährlich, am Sonntag nach dem 8. September versammeln sich die Angehörigen der Pfarrei Gondenbrett zu einer feierlichen Andacht neben der Pfarrkirche St. Dionysius.

Damit erfüllt die Pfarrgemeinschaft ein feierliches Versprechen aus dem September 1944.

Am Freitag, dem 8. September 1944 versammelten sich die Angehörigen der Pfarrei Gondenbrett, umfassend die Dörfer Gondenbrett, Obermehlen und Wascheid sowie das zur Pfarrei Niederprüm gehörende Dorf Niedermehlen, in „ernster Weihestunde“ um das „Erbarmen [Gottes] anzurufen in der Not des Krieges.“ (1)

Während des Gottesdienstes versprechen die Anwesenden gemeinsam mit dem Pfarrer Michael Müller-Prangenberg (2)  und den Angehörigen des Kirchenvorstandes (3), das Gnadenbild Mariens zu erneuern, eine Statue des Heiligen Bruders Konrad von Parzham (4) zu errichten und „alljährlich am Feste Mariä Geburt [8. September] mit der ganzen Pfarrei zuzüglich der Gemeinde Niedermehlen nach Beicht und Kommunion eine Wallfahrt [zu] machen nach der Kapelle auf dem Kalvarienberg bei Prüm. (5)“

Hl. Bruder Konrad von Parzham in der Pfarrkirche Gondenbrett Hl. Bruder Konrad von Parzham in der Pfarrkirche Gondenbrett

Dies soll erfolgen „so Du uns, Allmächtiger Gott und Vater im Himmel, in diesem Kriege heil bewahrst an Haus und Hof, an Leib und Leben [] sobald die Verhältnisse dies ermöglichen (6)“.

Erstaunlich ist dann der Zusatz „Feierlich und vor aller Welt haben wir auf Dich allein all unser Vertrauen gesetzt []. Nun rechtfertige Du vor aller Welt unser auf Dich gesetztes Vertrauen (7)“.

Bereits am 10. September, also zwei Tage nach diesem feierlichen Gelübde „für uns [die Pfarrangehörigen] unsere Zeitgenossen und Nachkommen – durch alle kommenden Zeiten (8)“, drangen die amerikanischen Truppen in den westlichen Teil des ehemaligen Kreises Prüm ein (9).

Nur drei Tage später, am 13. September, war das Gebiet westlich des Schneifelhöhenzuges, und damit auch Gondenbretts, von Winterspelt bis Roth bei Prüm unter amerikanischer Kontrolle. Die Bevölkerung wurde, wenn überhaupt, gerade noch zum Verlassen ihrer Dörfer aufgefordert. In Winterspelt und Roth bei Prüm verlassen etwa die Hälfte der Bewohner unter dem Druck der SS ihre Dörfer. Viele versteckten sich im Wald und erwarteten dort die Ankunft der amerikanischen Truppen (10).

Im Prümer Gebiet und damit auch in Gondenbrett geriet das Leben aus den Fugen.

Drei Zeitzeugen berichten:

A. Ehlen war bei der Ablegung des Gelübdes 13 Jahre alt und erinnert sich.

Zu diesem Zeitpunkt war unser Dorf noch intakt. Eigentlich gingen wir tagsüber unserer Arbeit nach. So erlebten wir bei der Einbringung der Ernte auf dem Thommesberg, dass der Bahnhof von Gondelsheim bombardiert wurde.

Man konnte das Grollen aus der Schneifel und das Pfeifen der Geschosse hören. Die Nächte verbrachen wir gemeinsam mit den Nachbarn im Keller des Pfarrhauses. So begannen wir Kinder auch damit am Fuße des Waldes oberhalb des heutigen Sportplatzes ein Loch in den Berg zu buddeln. Wir wollten unseren eigenen „Schutzbunker“ bauen.

Franz Hoss ging bei jedem Geräusch nach draußen auf die Straße. „Das dauert nicht mehr lange bis die Amis kommen!“ Darauf haben wir alle tatsächlich gewartet.

Am Tag des Gelübdes war die Pfarrkirche gut gefüllt und aus der Predigt ist mir noch ein Satz des Pfarrers besonders in Erinnerung geblieben: „Der Hirte bleibt bei seiner Herde.“ Schon wenige Tage später hat Pfarrer Müller-Prangenberg so wie viele Bewohner das Dorf verlassen. Das war wie eine Prozession.

Wir selbst, d.h. meine beiden Geschwister und meine Mutter verließen Gondenbrett erst am 16. September 1944. Da der Weg nach Prüm unter Beschuss lag, mussten wir den Weg über Fuchsseifen [Anm.: heutige K 187 von Wascheid zur B 265] nehmen.

Das Ochsengespann wurde von unserem Helfer geleitet. Meine Schwester und ich hatten jede eine Tasche mit Wäsche und ein paar Kleidungsstücken. Wir haben auf deren Bitte die Familie Hockertz (zwei erwachsene Frauen und drei Kinder) mitgenommen, da diese kein Gespann zur Verfügung hatten. Zu diesem Zweck haben wir dann noch einmal einen Teil der aufgeladenen Sachen zurück gelassen.

Unser Onkel blieb vorerst noch im Haus zurück, aber er konnte das Vieh auch nicht versorgen.

So haben wir nur zwei Kühe hinten an unser Gespann gebunden, für die anderen Kühe wurde die Stalltüre geöffnet. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist…

Wir konnten in Balesfeld bei einer Schwester meiner Mutter unterkommen. Dort blieben wir bis zum 5. April 1945.

Einmal bin ich nach Schönecken gegangen. Das sind von Balesfeld so 10 km. Auf dem Rückweg hielt ein Pferdegespann neben mir. Die Soldaten boten mir an, mich mitzunehmen. Ich lehnte das ab, da meine Mutter mir dies auch sehr eindringlich verboten hatte.

Kurze Zeit später waren Jabos [Anm.: Kampfflugzeuge, die sowohl im Luftkampf als auch zur Zerstörung von Boden- und Seezielen eingesetzt wurden] zu hören. Ich habe mich dann in einem Waldstück versteckt. Auf meinem Weg habe ich dann später das zerstörte Pferdefuhrwerk und den Kadaver des Zugpferdes gesehen.

Bei unserer Rückkehr nach Gondenbrett fanden wir das Dorf verwüstet vor. Viele Häuser waren zerstört. Auf den noch vorhandenen Häusern fehlten die Dächer, Fenster und Türen. Von unserem Haus standen noch die Mauern, und das wohl auch nur weil es während der Kampfhandlungen der Ardennenoffensive als Hauptverbandsplatz diente.

Alles war kaputt und verdreckt. Schlimmes berichtete auch mein Onkel, der von Balesfeld einige Male nach Gondenbrett zurückgekehrt war. Er habe im Garten die amputierten Hände und Füße der Verletzten gesehen.

Die ersten Monate überlebten wir mit unseren zwei Kühen und zwei Hühnern, die wir von Balesfeld zurückbringen konnten. Dazu fanden wir auf unserem Feld noch die halbwegs essbaren Kartoffeln vom Vorjahr. Mein Bruder fand im Wald neben den Latrinen vergrabene amerikanische „Ham and egg“-Dosen. Das war unsere Rettung.

Erst im darauffolgenden Jahr besserte sich die Situation, weil wir dank des Saatgutes, das wir von unseren Verwandten erbetteln konnten, die Ernte einbringen konnten.

Gondenbrett, den 19. September 2018

 

Berta Linden wohnte 1944 in Walcherath. Sie war bei der Ablegung des Gelübdes 14 Jahre alt.

Wir haben wenige Tage nach der Ablegung des Gelübdes gemeinsam mit der Nachbarfamilie unser Haus in Walcherath verlassen. Wir hatten große Angst, denn rundherum krachte es. Wir hatten eigentlich auf ein schnelles Ende des Krieges gehofft.

Auf unser Pferdefuhrwerk packten wir Kleidung, Decken und Essensvorräte wie geräucherten Schinken.

In Oberstadtfeld (11) kamen wir bei Bekannten unter. Wir sind öfter von dort nach Walcherath zurückgekehrt, um noch Dinge aus dem Haus zu holen. Schon vor Weihnachten sind wir dann auch in Walcherath geblieben.

Unser Haus war unbewohnbar, weil die Wehrmachtssoldaten es zu einer Tankstelle umfunktioniert hatten. Überall standen Kanister herum, auch auf der Treppe ins Obergeschoss. Vor den Fenstern zur Straße lag der Dreck so hoch, dass man sie ebenerdig als Eingang benutzt hatte.

Wir haben uns dann im angrenzenden Stall „eingerichtet“, dort harrten wir aus bis zum Eintreffen der Amerikaner (12). Kurze Zeit vorher hatten die letzten deutschen Soldaten Walcherath in Richtung Prümtal verlassen. Es war dann eine Weile gespenstig ruhig. Die amerikanischen Soldaten haben mit angelegten Waffen das Haus und den Stall nach versteckten deutschen Soldaten abgesucht. Sie haben sich gut benommen und gaben uns Schokolade.

Ich erinnere mich daran, dass ich dann auch einige Male an toten Soldaten vorbei gegangen bin. Das hat mich schon erschreckt, aber eigentlich war man nicht wirklich berührt. „Gefallen“ war normal. Einige Tage später sind die Toten dann neben der Kirche in Gondenbrett begraben worden. Der Pfarrgarten war also vorübergehend Soldatenfriedhof.

Gondenbrett, den 21.09.2018

 

A. Linden

 

Nach dem Gelübde bin ich mit meinem Bruder und meinen Eltern zu Bekannten nach Wallersheim aufgebrochen. Wir hatten ein Kuhgespann, auf das wir Koffer und Kisten geladen hatten. Drei Kühe haben wir mitgenommen. Zwei Kälber mussten wir zurück lassen.

Ich weiß, dass anfangs noch Leute da blieben, die das Vieh im Dorf versorgt haben.

 

In Wallersheim hat die Wehrmacht das Vieh der Geflüchteten aus den Eifeldörfern zusammen getrieben und geschlachtet. Eine große Herde haben wir auch nach Hillesheim (oder Lissingen?) zum Schlachthof getrieben. Das lief völlig chaotisch ab.

In Wallersheim habe ich einmal ein Gespräch von zwei Mitgliedern der SS-Division „Das Reich“ mitangehört. Sie brüsteten sich damit wie viele Leute sie in Frankreich „totgemacht“ hätten (13).

Ende Oktober, Anfang November mussten alle Flüchtlinge Wallersheim verlassen, weil die Wehrmacht den Platz brauchte (Vorbereitung der Ardennenoffensive). Auf Pferdegespannen der Wehrmacht kamen wir in den Westerwald. Dort blieben wir bis zum August 1945.

 

Unser Haus in Gondenbrett fanden wir komplett ausgeräumt, nur der Herd stand noch an seinem Platz.

 

Gondenbrett, den 21.09.2018

 

Am 17. September befahl der amerikanische General Gerow für den Schneifelbereich den Abbruch der Offensive (14), nachdem das „ständige feindliche Feuer“ (15) und hohe Verluste die dortigen Einheiten sehr geschwächt hatten. Einer Einheit des 12. Amerikanischen Infanterieregiments gelang es in den nächsten Tagen noch von Oberlascheid nach Wascheid vorzustoßen; der Ort konnte aber nicht genommen werden (16).

Danach erstarrte die Front zur „Geisterfront“ bis zum 16. Dezember 1944, also bis zum deutschen Überraschungsangriff in den Ardennen (17).

Während sich die Angehörigen der Pfarrei Gondenbrett um ihren Pfarrer scharten und ihr feierliches Gelübde ablegten, gab es auch ganz andere Stimmen wie der 18. September 1944 im Trierer Nationalblatt veröffentlichte Bericht über eine Versammlung der „Politischen Leiter“ in Trier:

Der Geist der kämpfenden Truppe, die an den Grenzen unserer Heimat das scharfe Schwert gegen die Feinde unseres Volkes und Reiches mit einer Verbissenheit, die kein Maß kennt, führt, beseelt auch die Männer in der braunen Uniform. Ihr Geist ist es, an dem die Volksgenossen sich innerlich aufrichten, ihr unabdinglicher Glaube … an den Führer und seine heilige Mission …“ (18)

E. Christoffel bemerkt, dass es wohl nicht „der Geist der Männer in der braunen Uniform“ gewesen sei, der die Menschen im westlichen Grenzraum in diesen Wochen aufrichtete, sondern die noch festere Hinwendung zur Kirche (19).

Am Morgen des 16. Dezember erfolgte die deutsche Offensive auf einer Frontlänge von 130 Kilometern zwischen Monschau im Norden und Echternach im Süden (20). Nach anfänglichen Erfolgen mit dem Einschluss von Bastogne am 21. Dezember und dem äußersten deutschen Vorstoß bis zu dem Dorf Celles – 7 km von der Maas entfernt –  am 22. Dezember ist der Zusammenbruch der Offensive nur noch eine Frage der Zeit (21).

In der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember klärte sich das Wetter auf, so dass die Alliierten ihre Luftwaffe mit geballter Kraft einsetzen konnten. „Gewiss waren die Eifelbewohner“, [diesseits und jenseits der jetzigen Grenzen – Ergänzung der Verfasserin] auch von den Herbstmonaten her schon eine Menge gewöhnt, aber was jetzt losbrach, übertraf alle Befürchtungen […]; praktisch jeder Ort bekam in den nächsten Wochen seinen Teil davon ab (22).

Am 23. Dezember wird Prüm von fünf Bomberwellen angeflogen, am 25./26. Dezember wird die Stadt Sankt Vith dem Erdboden gleichgemacht. Vom 23. bis zum 25. Dezember fallen amerikanische Bomben auf Malmédy, obwohl die Stadt in amerikanischer Hand ist. Bitburg wird an den Weihnachtstagen 1944 zu 85% zerstört. Viele hundert Tote sind allein in den genannten Städten zu beklagen.

In der Schneifel standen die amerikanischen Truppen Ende Januar 1945 wieder an der Grenze; an der ganzen Front waren die deutschen Truppen in den Westwall zurückgegangen (23). Die Dörfer jenseits des Schneifelrückens, die im September 1944 schon einmal unter amerikanischer Kontrolle waren, wurden nun ein zweites Mal eingenommen. Am Abend des 6. Februar war der Westwall in einer Breite von etwa 18 Kilometern durchbrochen. Am 7. Februar erreichten amerikanische Verbände Wascheid, Gondenbrett und Obermehlen. Am 9. Februar fielen Niedermehlen und Steinmehlen endgültig (24).

Immer wieder verzeichnen die Berichte harte Kämpfe und Verwüstungen durch Artilleriebeschuss und Bomben.   

„The battle of bulge“ (25) – die Bezeichnung für das unmögliche Unternehmen  Ardennenoffensive in der amerikanischen Presse und Forschung – brachte zigtausendfach Tod, Verwundung und Traumata. Ob Pfarrer und Gemeinde dies am 8. September 1944 bereits ahnten?

Ob die Pfarrgemeinde Gondenbrett bereits 1945 oder erst 1946 zum ersten Mal, in Erfüllung des Gelübdes, ihre Prozession zur Kapelle am Kalvarienberg unternahm, konnte nicht ermittelt werden. Im August 1946 übernahm Pfarrer Josef Jung die Pfarrei und damit auch die Aufgabe, die Prozession zum Kalvarienberg zu führen.

Am 15. Juli 1949 brach mit der Explosion des Sprengstofflagers im Stollen des Kalvarienbergs eine erneute Katastrophe über die Stadt Prüm herein (26).

Die Pfarrei Gondenbrett wallfahrtete nun, so berichtet Pfarrer Jung am 8.9.1950 in der Pfarrchronik zum „alten Kreuz“ – genannt Pestkreuz – auf dem Münsterberg.

Das sogenannte Pestkreuz (ursprünglich auf dem Münsterberg, heute auf dem Friedhof in Gondenbrett)

Das sogenannte Pestkreuz (ursprünglich auf dem Münsterberg, heute auf dem Friedhof in Gondenbrett)

1964 berichtet Pfarrer Arnold Heidrich (27), der die Pfarre ein Jahr vorher übernommen hatte, die Pfarrgemeinde habe ihre „jährliche Bußprozession zum Kreuz auf dem Berge“ vorgenommen. Er schreibt in der Pfarrchronik, dass die Gemeinde diese „Prozession 20 Jahre vorher unter Pfarrer Müller-Prangenberg als Sühne für die Unbilden des Krieges feierlich gelobt“ habe. Er habe in der Predigt auf den Sinn des Gelöbnisses hingewiesen: „Gewiss habe der Krieg kaum ein Haus und eine Familie geschont, aber eine ganze Welt sei ja den Schrecken des Krieges ausgesetzt gewesen (28). Damit spricht Pfarrer Heidrich deutlich die Verantwortung Deutschlands für die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges an.

Votiv Wallfahrt

 

Wie die Fotos zeigen, seien etwa „dreihundert Männer, Frauen und Jugendliche betend und singend die Prümer Straße hinan und dann über unwegsames Gelände den Berg hinauf“ (29) zum „Pestkreuz“ gelangt.

Seinen Wunsch, dass sich „auf dieser Bergeshöhe einmal eine Marienkapelle erhebe“ (30), ließ sich nicht realisieren, aber schon zwei Jahre später fand die Feier vor der „neuen Muttergottes-Statue im Mariengarten“ (31) [Pfarrgarten] statt.

Marienstatue im Pfarrgarten Gondenbrett

Marienstatue im Pfarrgarten Gondenbrett

Die Statue sei eine Darstellung der Muttergottes als Königin des Friedens, mit der Friedenstaube in den Händen und dem sorgenvollen Blick und aus dem Geist des Gelöbnisses entstanden (32).

Ausführlich geht A. Heidrich auf „die Wandlung des früheren Gelöbnisses“ zu einer Votivandacht ein. Der Gang zu dem Pestkreuz am Münsterberg sei wegen des unwegsamen Geländes unzumutbar und der Kalvarienberg noch immer ein Trümmerhaufen (33). Die Feierstunde wird in die Abendstunden verlegt. Die Kinder begeben sich mit Lichtern begleitet vom Pfarrer und den Messdienern in den Pfarrgarten. Die Pfarrangehörigen haben sich „ im weiten Rund“ aufgestellt. Neben Marienliedern werden besondere Fürbitten um den Frieden und für die Opfer des Krieges vorgetragen.

 

Programm der Votivandacht vom 11. September 1966

Programm der Votivandacht vom 11. September 1966

Nach anfänglicher Kritik, habe die Feierstunde „außerordentlichen“ Anklang gefunden. Besonders „die alten Leute“ seien begeistert gewesen, da für sie Stühle aufgestellt worden seien und „Wort und Lied“ gut zu verstehen waren (35).

Pfarrer Heidrich äußert in der Chronik aber auch sehr grundsätzliche Kritik an „Form und Inhalt“ des ursprünglichen Gelöbnisses. Diese kleidet er in zwei rhetorische Fragen: Wie könne man von einem feierlichen Gelübde sprechen, „wenn es doch niemand unter Sünde persönlich verpflichtete“ (36). Wie könne man Gott eine Bedingung setzen (37)? Auf diesen Punkt des ursprünglichen Textes wurde schon eingegangen (38).

Seit 1966 findet die Votivandacht im Pfarrgarten statt. Dabei ist es selbstverständlich, dass eventuell angesetzte Fußballspiele der ersten oder zweiten Mannschaft des Mehlentaler Sportvereins, dessen Sportanlage gleich gegenüber dem Pfarrgarten belegen ist, auf einen anderen Zeitpunkt verlegt werden. Die Gründung des Mehlentaler Sportvereins im Jahre 1965, der Bau des ersten Sportplatzes in Gondenbrett im Jahre 1967 und der Bau des „neuen Platzes“ 1972 gehen übrigens auf die Initiative von Pfarrer Arnold Heidrich zurück (39). Seine Sicht auf die historischen Zusammenhänge, seine Initiativen zur Erneuerung sind sicher auch aus dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils heraus zu verstehen (40).

Das Gebet für die Opfer des Nationalsozialismus, für die Opfer aller Kriege und Konflikte, und um den Frieden hat in der heutigen Zeit einen wichtigen Platz und die Pfarrei Gondenbrett wird dieses Versprechen auch in Zukunft einlösen.

Die Dokumente:

      Dokumente_02  Dokumente_01

       

Gondenbrett, im Oktober 2018

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(1)    Text des feierlichen Gelübdes (Seite 1)
(2)    Michael Müller-Prangenberg, aus Neunkirchen/Saar, Pfarrer in Gondenbrett 1928 – 1946. Festschrift 150 Jahre Pfarrkirche 1848 – 1998, S. 12
(3)    Aus Gondenbrett: Hubert Ehlen (*17.05.1896 – 18.11.1979) und Matthias Haas (*31.03.1896 – 28.02.1981); Ortsbürgermeister von Gondenbrett 1952 bis 1970; aus Obermehlen Johann Heinrich Arens und Eberhard Arens (*11.09.1891 – 21.10.1971); aus Wascheid Johann Nägel und Wilhelm Gilles (*1890 – 18.11.1950); aus Niedermehlen Nikolaus Hack
(4)    Konrad von Parzham (*22.12.1818 – 21.04..1894) trat 1849 als Kapuzinerbruder in das Kloster St. Anna in Altötting ein, das seit 1961 seinen Namen trägt. Er wurde 1934 heiliggesprochen.
(5)    Text des feierlichen Gelübdes (Seite 1)
(6)    Idem
(7)    Idem S.2
(8)    Idem
(9)    Nosbüsch J., Bis zum bitteren Ende. Der zweite Weltkrieg im Kreis Bitburg-Prüm, Trier, 1978, S. 111
(10)    Nosbüsch, Ebd., S. 113
(11)    Heute Ortsgemeinde im Vulkaneifelkreis (früher Kreis Daun)
(12)    Am 9. Februar erreichten die amerikanischen Truppen Niedermehlen und Steinmehlen. Weiter nördlich wurden Neuendorf und Hermespand erreicht, vgl. Christoffel S. 384
(13)    Die 2. Waffen-SS Panzerdivision „Das Reich“ hat am 10. Juni 1944 in Oradour-sur-Glane, 200 km nordöstlich von Bordeaux und 22 km nordwestlich von Limoges ein furchtbares Kriegsverbrechen begangen. 642 Menschen, darunter 240 Frauen und 214 Kinder wurden an diesem Nachmittag niedergemetzelt und verbrannt. Vgl. T. Migge, Das SS-Massaker von Oradour-sur-Glane, in Geschichtsthemen, 2005.
(14)    Nosbüsch, Ebd., S. 127
(15)    US-Kriegstagebucheintrag vom 17. September 1944 zit. in Ch. Whiting, Ernest Hemingway und der Krieg im Westen 1944/45, Aachen, 2002, S. 31
(16)    E. Christoffel, Krieg am Westwall 1944/45, Trier, 1989, S. 106
(17)    Ch. Whiting, Ebd., S. 32 
(18)    Zit. nach E. Christoffel, Ebd., S. 262
(19)    Zit. nach E. Christoffel, Ebd., S. 262 – 263
(20)    Nosbüsch, Ebd., S. 163
(21)    Nosbüsch, Ebd., S. 172
(22)    Nosbüsch, Ebd., S. 187
(23)    Christoffel, Ebd., S. 380
(24)    Nosbüsch, Ebd., S. 221
Christoffel, Ebd. S. 384; vgl. auch den Augenzeugenbericht zu der Einnahme der Mühle Hoss in Gondenbrett: G. Martin, Fallschirmpioniere in der Ardennenschlacht 1944 – 1945, Oldendorf, 1984, S. 242 – 262
(25)    The battle of bulge: die Schlacht der Ausbeulung, Wulst, Ausbuchtung
(26)    Vgl. Dokumentation zur Explosionskatastrohe 15. Juli 1949, Hrsg. Geschichtsverein Prümer Land, Prüm, 1984
(27)    Arnold Heidrich (*16.01.1909 in Dickendorf/Westerwald, ᵻ 19.08.1981 in Gondenbrett, Pfarrer in Gondenbrett von 1963 – 1981)
(28)    Pfarrchronik Gondenbrett, S. 57
(29)    Ebd.
(30)    Ebd., S. 58
(31)    Ebd., S. 101
(32)    Aufzeichnungen A. Heidrich vom 11. September 1966
(33)    Ebd.
(34)    Pfarrchronik, S. 102a
(35)    Ebd., S. 102
(36)    Ebd., S. 101
(37)    Ebd.
(38)    Vgl. S. 1 des Textes
(39)    MSV-Kurier, Jubiläumsausgabe, 50 Jahre Mehlentaler SV 1965 – 2015, S. 11 und 13
(40)    Das Zweite Vatikanische Konzil, 1962 – 1965, wollte die Kirche durch eine Reform ihrer Strukturen in eine neue Zeit führen