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Anlässlich des 200. Geburtstags des in Trier am 5. Mai 1818 geborenen, weltbekannten Philosophen Karl Marx verfasste Hanns-Georg Salm aus Gondenbrett/Eifel die Schrift:

 

Die Lehrer von Karl Marx

Unter besonderer Berücksichtigung des im Jahre 1782 zur Welt gekommenen

Nikolaus Mertes, latinisiert Martini,

Geistlicher Herr aus Gondenbrett

Professor am Trierer Gymnasium

1832/33 Ordinarius/Klassenlehrer von Karl Marx

 

 

Während in Trier, wo Karl Marx lediglich seine Kindheit und Schulzeit verlebte, derzeit die Vorbereitungen auf die Feierlichkeiten für das Jubiläumsjahr anlaufen, fand in Gondenbrett eine Recherche zu den Lehrern von Karl Marx und seinen Mitschülern bereits im Frühjahr 2017 ihren Abschluss und wurde als Dokumentation herausgebracht.

 

Durch einen Zufall fiel diese Aufzeichnung dem erwiesenen Marx – Kenner Dr. Frank Steffen, in die Hände, der während der DDR – Zeit noch einschlägige Studien an der Universität Leipzig absolvierte und heute im Auftrag des Auswärtigen Amts in Rumänien lehrend tätig ist. Die Diskussionen, die sich zwischen Dr. Steffen und dem Autor entfachten, kreisten um die Frage, was aus Karl Marx geworden wäre, hätte er nicht dieses Gymnasium besucht und wäre er nicht von eben den hier beschriebenen Lehrerpersönlichkeiten unterrichtet worden. Drei Lehrerpersönlichkeiten, die in Trier keine Chance auf Anerkennung, geschweige denn Würdigung haben, standen dabei im Vordergrund des Gesprächs: Der Direktor Johann Hugo Wyttenbach, der Eifel - Geologe Johann Steininger und der Gründer der Realgymnasien und später äußerst erfolgreiche Industrielle Nikolaus Druckenmüller. Anhand dieser Vorbilder wurde seitens des Marx – Spezialisten Leben und Werk des Philosophen analysiert. Dabei zeigten sich auffallende Parallelen, die eigentlich Gegenstand des Buches hätten sein können. Dass sie es nicht sind, liegt einmal in der Absicht der Aufzeichnung begründet, die sich ausschließlich an Fakten hält und sich nur an den Ergebnissen langjähriger Recherchen orientiert, zum anderen aber auch für ein Publikum lesbar bleiben soll, das nicht auf höhere Bildung oder Studienabschlüsse zurückgreift. Der vorläufige Abschluss dieses Gesprächs bildete die Frage, was aus Karl Marx denn geworden wäre, wenn er ein anderes, strikt preußisch oder konfessionell ausgerichtetes Gymnasium besucht hätte.

 

Was den Lehrer Nikolaus Martini anbetrifft, so geht der Autor mit ihm der Entwicklung einer Lehrerpersönlichkeit nach, die einerseits zwar weniger spektakulär, anderseits jedoch für die Herkunft und den Werdegang von Lehrern an Gymnasien des frühen 19. Jahrhunderts typisch ist: Martini ist als Nikolaus Mertes ein Junge vom Dorf mit einem agrarischen Hintergrund, vom Dorfpfarrer (in diesem Falle vom Vikar) als begabtes Bürschchen „entdeckt“ und über Jahre gefördert worden. Es reift bei ihm frühzeitig der Entschluss, Priester zu werden. Also ermöglichen ihm die für damaligen Verhältnisse wohlhabenden Eltern den Besuch von Höheren Schulen in Münstereifel und Trier. Er gerät während seiner schulischen Ausbildung in die Wirren der französischen Besatzungszeit, nutzt diese Chance geschickt zum Ausbau seiner Fremdsprachenkenntnisse und wechselt dann ans Priesterseminar Trier, das er in Napoleonischer Zeit und unter einem weitsichtigen und klugen französischen Bischof mit der Priesterweihe zum Abschluss bringt. Seine hervorragenden Kenntnisse des Französischen sichern seine Karriere am Trierer Dom. Der Bischof – selbst des Deutschen nicht mächtig – stellt ihn an der soeben gegründeten Domschule als Lehrer ein und verschafft ihm dort eine leitende Position. Nach Verschmelzung von Gymnasium und Domschule setzt der Bischof seine Einstellung an der neu gebildeten Höheren Lehranstalt durch und sichert so seinen bischöflichen Einfluss an dieser staatlichen Einrichtung und Martinis wirtschaftliche Verhältnisse.

 

Dass der spätere Professor in seiner Heimatgemeinde dann in den Strudel verwandtschaftlicher Ränkespiele und Erbauseinandersetzungen gerät, ist nicht ungewöhnlich. Denn die Abwesenheit der Geistlichen waren immer wieder Anlass für die Zurückgebliebenen, sich unerlaubt an deren Eigentum zu bereichern und die Studierten daheim um ihr Vermögen zu bringen. Nikolaus Martini hat unter diesem Zustand sehr gelitten und kämpfte bis zuletzt um seine Rechte, nicht um des Besitzes willen, sondern weil er der Pfarrgemeinde mit einem wichtigen Versprechen im Wort stand. Als er 1851 im fernen Piesport starb, erinnerten die Dorfbewohner seiner Großzügigkeit durch einen Stein, dessen Bedeutung im Laufe der Zeit in Vergessenheit geriet und kürzlich erst wieder in überholtem Zustand an geeigneter Stelle errichtet wurde.

 

Wichtiger aber war, dass der Autor des Buches über den Geistlichen nicht vergessen hatte, dass sein Nachbar, Alwin Weyandt, der leider bereits 2001 verstarb, ihm immer wieder etwas über Nikolaus Martini, der ein Professor in Trier gewesen sein sollte und in seinem Haus, Gondenbrett, Dorfstraße 5, geboren worden sei, erzählt hatte. Viel mehr wusste Alwin, der ein Leben lang Holzfäller in der Schneifel war, eben auch nicht. Nach seinem plötzlichen Tod 2001 ließ die Geschichte vom Professor aus dem Eifeldorf dem Autor keine Ruhe, und er sammelte über zehn Jahre lang Fakten über Nikolaus Mertes / Martini. Dabei gab es viele Enttäuschungen, weil das meiste Material aus Unachtsamkeit längst den Weg alles Irdischen gegangen war und so manche Stelle, ihre Bequemlichkeit hinter der Auskunft verbarg: Ist im 2. Weltkrieg durch Bombenangriff verloren gegangen! Trotzdem gab es bei der Recherche zwei Höhepunkte: Der echte Zufallsfund der Schenkungsurkunde für die Grundstücke zum Bau der Gondenbretter Kirche und die Entdeckung der Todesanzeige für Nikolaus Martini in einer Ausgabe der Trier‘schen Zeitung des Jahres 1851. Dass am Ende noch die Briefe Martinis an seinen hochverehrten Direktor Wyttenbach auf mysteriöse Weise verschwanden, zählt zu den herbsten Enttäuschungen. Nun liegt die Aufzeichnung vor, mit zahlreichen Lücken und in der schmerzlichen Wahrheit, dass Alwin sie nicht mehr zur Kenntnis nehmen kann. Wie hätte er sich gefreut!

 

Angesichts der Tatsache, dass Erziehung und Bildung heute weitgehend auf Entwicklungen in Gegenwart und Zukunft ausgerichtet sind, wird mit der Darstellung der Lehrer von Karl Marx ganz bewusst der Blick auf einen Zeitraum gerichtet, der längst in Vergessenheit geraten ist. Es geht in dieser Aufzeichnung nicht um die Wiedergabe wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern um eine Präsentation von Ereignissen und Abläufen, die von den heute lebenden Nachfahren der damals Agierenden mühelos und ohne historische Vorbildung nachvollzogen werden soll.

 

Die kleine Schrift dient ausschließlich dem Zweck, Interesse an der Vergangenheit eines Dorfes, an Personen und an einer für die Region wichtigen Bildungseinrichtung (Königliches Gymnasium Trier, heute Friedrich – Wilhelm - Gymnasium nach F.W. III.) zu wecken, die so weit weg und doch so nah liegt. - Angestrebt wird also ein bescheidener Beitrag zur Wiederbelebung eines Geschichtsbewusstseins, das in die Breite wirkt und den Ansprüchen des Historikers tunlichst aus dem Wege geht. Denn Geschichte beginnt immer an der eigenen Haustür oder im kleinen Dorf und nicht oben an der Kirchturmspitze!

 

Hanns-Georg Salm;

Die Lehrer von Karl Marx

Layout: Heike Backes, Wascheid

Herausgeber: Roland Meier, Burghausen

Gebundene Ausgabe: 108 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen und Illustrationen

ISBN-10: 3743175002; ISBN-13: 978-374317500; EUR 24.90

 

Erscheint auch als Online-Ausgabe: Die Lehrer von Karl Marx